Autor des Ratgeberbuches: „Lust auf Maca – Die geheimen Scharfmacher“
Lange Weile ohne Langeweile
An seinem 40. Geburtstag überraschte Charla Muller ihren Ehemann Brad mit einer Idee. „Liebling“, sagte sie, „warum schlafen wir nicht die nächsten 365 Tage täglich miteinander?“ Er war mehr als sprachlos. Sex war nicht gerade eine Säule ihrer Ehe. An das letzte Mal konnten sich beide kaum erinnern. Außerdem waren schon oft große Vorhaben seiner Frau praktisch im Sande verlaufen. Aber diesmal war es anders.
Ihrer besten Freundin erklärte Charla, was ihr selbst an ihrem Geschenk gefiel: „Es konnte nur von mir kommen und kostete praktisch nichts. Und er wird es so schnell nicht vergessen. Alles, was ein gutes Geschenk ausmacht.“ Worauf ihre Freundin sie bedrängte: „Um Gottes Willen, erzähle das bloß nicht meinem Mann!“ Diesem Wunsch konnte sie nicht entsprechen. Denn Charla und Brad Muller schrieben ein Buch („365 Nächte“) darüber.
Kein Zweifel: ein Extrem-Beispiel! Für Ehepaare mit eher natürlicherem Erotikverhalten kann jedoch eine Schlußfolgerung abgeleitet werden: Man muß sich zum Sex verabreden. Lust im Ehebett betrachten nicht wenige Ehepartner als Oxymoron (Widerspruch). Das entspricht nicht den Tatsachen. Zwar nehmen Intensität und Häufigkeit mit der Beziehungsdauer ab – was für Vierzigjährige ähnlich gilt wie für Sechzigjährige. Allerdings sind die empirischen Befunde zur Zufriedenheit, und sexuellen Aktivität in Dauerbeziehungen so erfreulich positiv wie noch nie. Lange Weile bedeutet nicht immer Langeweile.
Ehepaar schläft 66 Mal pro Jahr miteinander
Der Wunsch langjähriger Partner nach Erneuerung sexueller Freuden ist für jeden Wissenschaftler ein bekanntes Phänomen. Die daraus resultierende, immer bedeutender werdende Therapiebewegung begann vor rund 50 Jahren mit dem amerikanischen Zoologen Dr. Alfred Kinsey und seinen Befragungen von mehr als 20.000 Männern und Frauen, und entwickelte sich zu einem Forschungsgebiet, das heute jeden ernsthaft bemühten Sexualwissenschaftler mit einer Fülle gesicherter Informationen versorgt.
Eine der Erkenntnisse: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Einschätzung einer Ehe als glücklich und der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs. Laut einer Studie der Universität von Chicago („American Sexual Behavior“, 2004) schläft ein Ehepaar im Laufe eines Jahres 66 Mal miteinander, wobei für Achtzehnjährige mit 84 nur wenig mehr als für den Durchschnitt ermittelt worden war.
Sex: Keine Frequenz ist allgemein gültig
Hat der Wahnsinns-Sex die Mullers glücklicher gemacht? Therapeuten warnen davor, sie zum Vorbild zu nehmen. Tenor: Einmal pro Woche, zweimal im Monat? Es gibt keine Frequenz, die allgemein gültig ist.
Charla Muller brauchte nicht lange, um ihr Geschenk selbst als „meine dumme Idee“ zu bezeichnen. Nach etwa 300 Tagen hatte sie das Gefühl, als würde sie gegen eine Wand anrennen. Aber sie hielten durch. (Was sie alles anstellten, um ihre Lust zu stimulieren, ist nicht wiederzugeben). Sie schafften es 26 bis 28mal im Monat. Nicht selten, weil die Partnerin oder der Partner darauf bestand: „Tut mir leid, wir haben eine Abmachung.“ Danach hatten sie wenigstens vier Wochen Pause. Und: „Wir sind heute offener, spontaner. Es wird weniger darum gekämpft oder abgeblockt.“
Ihre Schlussfolgerung: „Es geht wirklich nur mit Güte, Freundlichkeit und Verständnis. Also – keine Chance für Launen. Heute kennen und verstehen wir uns besser denn je.“ Ehemann Brad fühlt sich frei von der Angst, funktionieren zu müssen. Keiner der beiden empfiehlt den Versuch weiter.